Wie fördern wir die Jugendpartizipation in der Politik?

Ortspartei Wallisellen

«Partizipation» ist neben «Öffentlichkeit» der wichtigste Grundpfeiler jedes demokratischen Gemeinwesens. Partizipation heisst, dass die Bürger das Gemeinwesen aktiv mitgestalten, dass sie in allen sie betreffenden Belangen mitwirken, mitentscheiden und Verantwortung übernehmen. Das gilt nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch und in besonderem Masse für Kinder und Jugendliche als gleichberechtigte Mitglieder des Gemeinwesens. Denn eine aktive Mitwirkung in ihren Lebensbereichen – sei es in Familie, Schule, Freizeit, Verein oder Gemeinwesen insgesamt – festigt ihr Selbstvertrauen und trägt so zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Bildung ihres politischen Bewusstseins bei.

Die Frage aller Fragen ist jedoch: Wie kriegen wir die jungen zum Mitmachen?

Eine Studie der Fachhochschule Graubünden (FHGR) hat herausgefunden, dass die Hälfte aller Gemeinden Mühe hat, genügend qualifizierte Kandidierende für die zahlreichen Behördenwahlen zu finden. Auffallend ist die unterdurchschnittliche Vertretung von jungen Erwachsenen. Nur jeder 18te Gemeinderat ist jünger als 35 Jahre.

Mit Promo35 haben sich die Forscher der FHG das Ziel gesetzt, auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen Instrumente zur politischen Nachwuchsförderung in der Gemeindeexekutive zu entwickeln. Das Projekt will einen Beitrag zu einer proaktiven politischen Nachwuchsförderung in den Gemeinden leisten und dadurch das Milizsystem in den Schweizer Gemeinden stärken.

Einen Workshop zu diesem Thema hat der Zusammenschluss von acht Gemeinden, glow. das glattal, organisiert. Eingeladen waren Gemeinde- und Parteipräsidenten/innen und Milizpolitiker/innen. Nach einer Einführung in die Thesen seitens der Forscher der FHGR haben wir uns in vier Gruppen aufgeteilt und über mögliche Massnahmen diskutiert sowie unsere Erfahrungen ausgetauscht.

 

Das Resultat der Gespräche?

Wir waren uns rasch einig, dass nicht JEDE oder JEDER für eine solche Art von Partizipation geschaffen ist. Das gilt es zu akzeptieren. Ich sage ja immer: Wer die Welt verändern will, muss mit der Schule anfangen. Die Bildung in Sachen politisches System, wie die Gemeinde- Kantons und Bundesarbeit funktionieren, welche Angelegenheiten in ein politisches System fallen (nämlich relativ viele) müssen den Jugendlichen bekannt sein. Und die Bildung findet nicht nur in der Schule statt, sondern genauso wichtig zu Hause im privaten Umfeld. Es ist wesentlich, worüber und wie in den Familien diskutiert wird. Das heisst nicht, dass nur über Politik gesprochen werden muss. Auch über ein Engagement im Altersheim, in Vereinen oder im Jugendhause zählen zur gesellschaftlichen Partizipation. Idealerweise über die Eltern eine Vorbildfunktion aus, die motivierend auf die Kinder wirkt und diese dazu animiert, auch aktiv zu werden. Damit sinkt auch die Hemmschwelle, in die Politik einzusteigen.

Um zu wissen wie etwas sein kann, muss man die Chance erhalten, etwas zu machen. Wäre es nicht optimal, wenn die Schule ihre Sekundarschüler beispielsweise nebst der Theorie auch in die Praxis einbindet, wenn es z.B darum geht, die Schulräume, den Pausenplatz etc. neu zu gestalten? Die Jugendlichen lernen gemeinsam an Projekten zu arbeiten und lösungsorientiert zu Denken und Handeln. Solche Erfahrungen und Erlebnisse sind selbstredend auch für die spätere berufliche Laufbahn von Vorteil.

Einige weitere Ideen

  • Jugendpartizipationsprojekte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde
  • Schulbesuche im Gemeinde- oder Kantonsrat
  • Umfrage: Was beschäftig unsere Jugend, wie und was würden sie ändern wollen
  • Mit Sachthemen Anreize schaffen, nicht nur mit dem Thema Politik, welches abschreckend wirken kann
  • Jugend nicht verheizen wollen. Evtl. in losen Kooperationen mit Parteien an einzelnen Projekten mitwirken lassen
  • Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Milizsystem ist nicht überall willkommen. Arbeitgeber müssen die Vorteile eines Milizsystems besser kennenlernen und die für sich wichtigen Vorteile herauskristallisieren

In allen drei Bereichen (Familie, Schule und Gemeinde) wird die Mitwirkung hinsichtlich der Intensität und der Vielfältigkeit von Themen am stärksten beeinflusst von den Erfahrungen, welche die Kinder und Jugendlichen vorgängig mit Partizipation gemacht haben. So müssen wir unserer Jugend diese Möglichkeit der Partizipation bieten. Ihnen Vertrauen schenken, auch wenn sie noch nicht jahrelange Lebenserfahrungen haben. Wir müssen ihnen zur Seite stehen, Fehler machen lassen, damit sie daran wachsen. Nur so fördern wir zukunftsfähige Denk- und Handelsmechanismen.


 

Arbela Statovci